In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kehrten nach den revolutionären Ereignissen in Hemsbach wieder Ruhe und Ordnung ein. Die meisten Familien ernährten sich von der Landwirtschaft, die das Leben im Dorf bestimmte. Neben den Landwirten gab es die typischen handwerklich-dörflichen Berufe: Vier Schuhmacher, fünf Schneider, einen Schreiner, drei Müller, drei Maurer, drei Bäcker, vier Schmiede, zwei Wagner, einen Zimmermann, einen Sattler, vier Leinenweber, zwei Metzger, zwei Krämer und sieben Händler. Die nichtselbständigen Beschäftigten sind schnell aufgezählt: Es gab einige Lehrlinge und Gesellen, einunddreißig Knechte und Mägde und zweiundsechzig Tagelöhner. Es scheint so, dass viele Bauernsöhne zu den Tagelöhnern gerechnet wurden.
Seit 1850 wiederholten sich bis 1870 alle drei Jahre Bevölkerungszählungen. Die Einwohnerzahlen schwanken in dieser Zeit zwischen 1520 und 1600 Bewohner. Die vielen Auswanderungen der damaligen Zeit verhinderten eine Bevölkerungszunahme. Nach einer Volkszählung von 1870 zählte Hemsbach 587 Katholiken, 871 Protestanten und 142 Juden. In den Filialen, die zur Pfarrei gehörten, wohnten: in Laudenbach 680 und in Sulzbach 336 Katholiken, fünf katholische Familien wohnten in Balzenbach und auf dem Watzenhof und drei Familien auf dem Rennhof.
Die soziale Struktur der Bevölkerung in Hemsbach war bis in die Mitte der fünfziger Jahre des 19. Jahrhunderts im großen und ganzen gleich. Die ständig wachsende Industrieansiedlung in unserem Raum, die landwirtschaftlichen Krisenzeiten und Missernten mit Hungersnöten im Gefolge, änderten die Zahl der Unselbständigen schlagartig. Die statistischen Daten zeigen, dass die Zahl der Fabrikarbeiter ständig wuchs und die der Tagelöhner und der in der Landwirtschaft Beschäftigten zurückging.
Am 14. Dezember 1850 hatte das badische Innenministerium mitgeteilt, dass „seine königliche Hoheit der Großherzog die katholische Pfarrei Hemsbachs, Amts Weinheim, dem Dekan Anton Saur in Sinsheim allergnädigst zu übertragen geruht zu haben“. Von Pfarrer Saur wurde 1856 die Sakramentale Bruderschaft an ihrem Titularfest, dem Dreifaltigkeitssonntag, neu errichtet. Diese Bruderschaft ist eine der ältesten kirchlichen Vereinigungen. Sie hatte das Ziel, die Verehrung des allerheiligsten Altarsakraments nach Kräften zu fördern, die Liebe Christi immer tiefer zu erwidern und für die vielen Beleidigungen durch größere Verehrung Sühne zu leisten. Die Mitglieder und ihre Familien übernahmen die Gebetsstunden an den Tagen der Ewigen Anbetung. Neben dem "großen Gebet“ feierte die Bruderschaft am Dreifaltigkeitssonntag und seit 1912 am Fronleichnamsfest ihr jährliches Titularfest. Die Mitglieder hatten an den sakramentalen Andachten und besonders an den monatlichen Bruderschaftsandachten teilzunehmen.
Pfarrer Saur starb am 24. Dezember 1859. Zum Pfarrverweser wurde Friedrich Lammert ernannt. Neuer Pfarrer wurde 1862 Johann Theodor Christoph Hofmann. Von den Kirchen- und Ortsvorständen wurde er am 2. September am Bahnhof begrüßt und unter Böllerschüssen zum Pfarrhaus geleitet. Im feierlichen Hochamt am 4. September erfolgte in Anwesenheit zahlreicher Geistlicher durch Dekan Siefert von Heddesheim die Investitur.
Für die Erzdiözese Freiburg kam es zum Kampf um das badische Konkordat. Das Konkordat kam nicht zustande, die Regelung der Beziehungen zwischen Staat und Kirche sollten auf verfassungsmäßigem Wege durch Gesetzgebung erfolgen. Die kirchenpolitischen Gesetze vom Herbst 1860, die im Kern bis zum Kriegsende 1918 und der neuen badischen Verfassung in Geltung blieben, gingen von einer Staatskirchenhoheit aus, verwarfen also das Prinzip der Gleichberechtigung von Staat und Kirche, beließen jedoch der Kirche in der durch den Staat begrenzten Eigensphäre die Freiheit.
In Hemsbach nahm der neue Pfarrer an allen kirchenpolitischen Vorgängen und Bewegungen im Land leidenschaftlichen Anteil. Pfarrer Hofmanns rednerische Begabung, sein persönlicher Einsatz für Recht und Freiheit, führten ihn auf viele Kanzeln und Volksversammlungen in Baden und Hessen. Er war ein Gegner jedes Staatskirchentums und ein erbitterter Feind der kulturkämpferischen Staatsgewalt jener Zeit. Als Abgeordneter gehörte er der Zweiten Kammer der Landesstände in Baden an und war mehrere Jahre Landtagsabgeordneter. Mit großer Leidenschaft protestierte er im Jahre 1877 gegen die Einführung der vereinigten gemischten Volksschule. Er war Mitbegründer des „Pfälzer Boten“, einer katholischen Zeitung. Für Pfarrer Hofmann war nicht nur die Feier der Liturgie für das Leben seiner Pfarrgemeinde und für ihre Entwicklung von Bedeutung, sondern auch das Gemeindeleben in den pfarrlichen Gemeinschaften und Vereinen.
1866 hatte er einen Unterstützungsverein gegründet, der nicht nur sozialen Zwecken diente, sondern auch die Aufgabe hatte, die Unterstützung in Krankheitstagen und bei Sterbefällen zu übernehmen. Der schon seit Jahrzehnten bestehende katholische Armenfond ging 1870 infolge der Neuregelung des Armengesetzes in Baden mit einem Kapital von 3000 Gulden an die politische Gemeinde über.
Aus einer statistischen Erhebung der Pfarrei erfahren wir im gleichen Jahr, dass von 1600 Pfarrangehörigen 950 zur Osterkommunion gingen, 130 Jugendliche (bis 18 Jahren) christenlehrpflichtig waren und der Pfarrer in der katholischen Schule 280 Kindern Religionsunterricht erteilte. Es wurden 50 Kinder getauft, 12 Ehepaare getraut, und 45 Beerdigungen fanden statt.
Mit der Einführung der obligatorischen Zivilehe und der bürgerlichen Standesregister im Jahre 1870, entsprach das Großherzogtum Baden alten liberalen Forderungen und setzte zugleich eine weitere Marke für die spätere reichseinheitliche Fassung des staatlichen Eherechtes. Zur Verdeutlichung des Übergewichtes des zivilrechtlichen Charakters der Ehe gegenüber dem kirchenrechtlichen wurde die Reihenfolge zugunsten der standesamtlichen Trauung festgelegt. Das Gesetz war in der Absicht erlassen worden, den kirchlichen Einfluss in der Gesellschaft zurückzudrängen. Im Zeichen der kirchenpolitischen Entwicklung gewann Baden eine neue Qualität in den Beziehungen zwischen Staat und Kirche: Die badischen Errungenschaften wurden als vorbildlich für das ganze Reich – in der Befreiung des Staates von der Kirche – propagiert. Auswirkungen und Spannungen zeigten sich auch auf örtlicher Ebene, zum Beispiel bei der Beteiligung der Geistlichen in den Schulaufsichtsbehörden.
Die Mitteilung der Karlsruher Regierung vom 1. Juni 1873, dass die Kapelle in Sulzbach „als badisches Eigentum anerkannt wird“, ist im Rahmen dieser neuen Entwicklung zu verstehen. Die Gegenreaktion der Sulzbacher Katholiken spiegelt sich in dem folgenden Eintrag der Pfarrchronik: „Die katholische Gemeinde hat für ihre Kapelle 102 Gulden collectiert und auf ihre Kosten die Kapelle im Innern sauber getüncht und mit Bildern ausgeschmückt. In Gegenwart der ganzen kath. Gemeinde und vieler Auswärtigen wurde die Kapelle am 19. April 1874 von dem Pfarrer von Hemsbach dem hl. Herzen Jesu und Maria geweiht und die betreffenden Symbole auf dem Altar aufgestellt. Gott vergelte es dieser braven Gemeinde! Die politische Gemeinde Sulzbach hat kein anderes Recht in dieser Kapelle, als die auf dem Thürmchen hängende Glocke zu läuten“.
In den Jahren 1872/73 wurde die Orgel in der Simultankirche von Orgelbaumeister Burkard aus Heidelberg einer gründlichen Reparatur unterzogen. Die Unterhaltungspflicht der Orgel oblag den politischen Gemeinden Hemsbach und Sulzbach. An den Wiederherstellungskosten in Höhe von 700 Gulden beteiligte sich die Stiftungskommission mit einem Beitrag von 250 Gulden aus dem katholischen Kirchenvermögen.
Am 13. September 1874 versammelten sich Tausende von Wallfahrer aus der Rheinebene, von der Bergstraße und dem Odenwald zur Einweihung neuer Stationsbilder auf dem Kreuzberg. Die Mittel für die Anschaffung der neuen Stationen wurden größtenteils von den Mitgliedern des Kreuzbergvereins gesammelt.
Im Jahre 1877 entstand der katholische Kirchenchor St. Cäcilia Hemsbach. Wohl schon seit der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg gab es hier in der Pfarrei einen Männer-Vorsängerchor, der zunächst die lateinischen Gesänge bei den Fest- und Hochämtern vortrug und bei Prozessionen und Wallfahrten mitwirkte. Nach 1787 begann dieser Vorsängerchor auch deutsche Gesänge vorzutragen. Ausgaben für die Noten der Chorsänger sind in den Kirchenrechnungen um 1800 verzeichnet. Mit der Gründung des Männergesangsvereins Cäcilia am 2. Februar 1877 begann der Hemsbacher Lehrer Heinrich Lauer den mehrstimmigen Chorgesang zu beleben. Er machte mit 14 Männern den Versuch, „den Kirchengesang zu kultivieren“ und dadurch zur Verschönerung des Gottesdienstes beizutragen. Zwei Jahre später, im Herbst 1879, sang der Chor erstmals mit Männer- und Knabenstimmen eine vierstimmige Messe in der St. Laurentius-Kirche. Die Verbundenheit dieses Vereins mit seiner Kirche wird schon im Namen ausgedrückt. Ganz bewußt wählte man den Namen der heiligen Cäcilia, der Patronin der Kirchenmusik.
Im Februar 1867 war in Hemsbach der Männergesangverein „Liederkranz“ gegründet worden, ein so genannter weltlicher Gesangverein. Er trug mit seinen gesanglichen Darbietungen zur Gestaltung verschiedener Feiern von Vereinen etc. bei. Deshalb war es selbstverständlich, dass der neue katholische Kirchenchor durch seine Namensgebung „Cäcilienverein“ sich von einem weltlichen Gesangverein abheben wollte. 1910 wurde in der Filialgemeinde Laudenbach ebenfalls ein Cäcilienchor gegründet. Fortan traten die Kirchenchöre als gemischte Chöre auf. Wie die Chroniken beider Vereine berichten, war das Vereinsleben stets von Idealismus, Opferbereitschaft und Begeisterung getragen.
Die Verehrung der Gottesmutter pflegte schon seit 1855 die Bruderschaft vom
Unbefleckten Herzen Mariä. Alle Erstkommunikanten traten am Weißen
Sonntag der Bruderschaft vom Allerheiligsten Altarsakrament oder der Bruderschaft
vom Unbefleckten Herzen Mariä bei. 1883 wurde die Gemeinschaft Lebendiger
Rosenkranz und der Ingolstädter Messbund eingeführt. Dem Ingolstädter
Messbund, der an Allerseelen gegründet wurde, traten 200 Personen und dem
Rosenkranzverein 330 Männer und Frauen bei. Die Mitglieder führten
die Feier des Rosenkranzfestes und das Gebet des Rosenkranzes im Monat Oktober
ein.
Im Chor der Kirche wurden 1884 die Statuen „Ecce homo“, ein Geschenk
des Bensheimer Pfarrers Sickinger, und „Mater dolorosa“, ein Werk
des Speyrer Bildhauers Renn, aufgestellt. In der Folgezeit finden wir vermehrt
Anschaffungen zur Ausschmückung der Kirche, die dem Frömmigkeitsempfinden
der damaligen Zeit entsprachen. Die Ausmalung des Chorraumes in Verbindung mit
dem Hochaltar und den Seitenaltären bestimmten im wesentlichen das Bild
des Innenraumes, wie ihn noch viele der heute älteren Generation bis zum
Jahre 1936 erlebt haben.
1885 wurde der Außenanstrich der Kirche erneuert. Auch das Pfarrhaus war damals in einem schlechten Zustand. Erforderliche Reparaturen und Ausbesserungen waren in den folgenden Jahren immer wieder notwendig.
Betrachtet man die badische Kirchenpolitik in dem Zeitraum 1878 bis 1918, so stellt man fest, dass man außer Konzessionen und Korrekturen an den Grundsätzen der Staatskirchenpolitik nicht rütteln ließ. Diese Kontinuität findet ihre Erklärung in den strukturellen Elementen der badischen Verfassung, die bei der Dominanz eines protestantischen Herrscherhauses letztlich die liberal-protestantische Führungselite in der Ministerialbürokratie und in den Kabinetten festigte. Auf diesem Hintergrund ist der politische Katholizismus in Baden zu sehen, der durch das starre Festhalten der liberalen Kräfte am Kulturkampf zur Organisation der Katholiken im sogenannten „Zentrum“ führte. Im Zeichen sehr markanter politischer Kämpfe standen die 90er Jahre, die im wesentlichen durch die Konfrontation zwischen Nationalliberalen und dem „Zentrum“ bestimmt wurden. Mit welchem Elan die Politik in die örtlichen Auseinandersetzungen getragen wurde, zeigen die Differenzen zwischen den hiesigen Ortsgeistlichen. Pfarrer Hofmann war in der Zeit des Kulturkampfes in der Wahl seiner Mittel, wenn es um die weltanschauliche Orientierung ging, nicht zimperlich.
Johann Theodor Christoph Hofmann war 1831 in Speyer zum Priester geweiht worden. 1886 ernannte ihn Erzbischof Johann Christian Roos zum Geistlichen Rat und 1888 wählten ihn die Geistlichen des Dekanates Weinheim zum Dekan und Kapitelsverwalter. Papst Leo XIII. ernannte den Pfarrer am 8. Juni 1891 zum päpstlichen Geheimkämmerer mit dem Titel Monsignore. Am 10. September 1891 feierte er sein Diamantenes Priesterjubiläum.
In Hemsbach kämpfte Pfarrer Hofmann mit Zähigkeit gegen die für Glaube und Sitte verderblichen Einflüsse. Er förderte die katholische Presse. Tat viel für caritative Anliegen und war ein gern gehörter Prediger. Mit großer Treue erfüllte er seine priesterlichen Verpflichtungen, wie sein ganzes Leben im Zeichen einer treuen Pflichterfüllung stand. Nicht von allen wurde seine Art geschätzt, aber keiner hegte Zweifel an seiner aufrechten Gesinnung. So gaben ihm denn auch Hunderte dankbares Geleit, als er am Tag nach Fronleichnam, am 2. Juni 1893, bei der St. Laurentius-Kirche beigesetzt wurde.
Am 27. Juni 1893 wurde Joseph Wäldele zum Pfarrverweser von Hemsbach ernannt. Schon in den ersten Monaten seiner Tätigkeit gab er als Seelsorger den Gläubigen gutes Beispiel durch sein Wort und sein Lebenswandel, in der Liebe zu den Notleidenden, im Glaubenseifer und im Frömmigkeitsstreben. Mit großem Geschick betreute er die von seinem Vorgänger gegründeten Vereine im kirchlichen und kulturellen Bereich. Seine Primiz (erste heilige Messe) feierte er am 8. Juli 1893 Neupriester Hermann Lauer in seiner Heimatgemeinde Hemsbach. Nach erfolgreich abgeschlossenem Gymnasium in Bensheim studierte der Sohn des hiesigen Hauptlehrers Heinrich Lauer in Freiburg Philosophie und Theologie. Am 6. Juli war er in Freiburg von Erzbischof Roos zum Priester geweiht worden.
„Der Primiziant wurde von der ganzen Pfarrgemeinde in feierlicher Prozession vom Elternhaus in die Kirche geleitet. Bei seinem ersten Messopfer assistierten der in Laudenbach geborene Prior des Benediktiner-Klosters Springfield in Amerika, Pater Maurus, und Pfarrer Joseph Wäldele. Die Festpredigt hielt Stadtpfarrer Dr. Engelhard von Heppenheim. Hermann Lauer schrieb 1924 das populäre Heimatbuch „Hemsbach, Laudenbach, Sulzbach – eine Geschichte ihres kirchlichen Lebens“.
Zum Zwecke, eine eigene Pfarrei zu gründen und um eine Kirche zu bauen, konstituierte sich in Laudenbach am 25. April 1894 ein katholischer Männerverein. Zunächst stellte man bei der Gemeinde den Antrag, das ehemalige katholische Schulhaus käuflich zu erwerben, um es als Pfarrhaus umbauen zu können. Nach dem negativen Bescheid des Gemeinderates zu diesem Vorhaben entschloss sich der Verein, eine Kirchenbaukasse zu gründen und mit der Sammlung von Geldern für den Bau einer Kirche zu beginnen.
In Hemsbach und seinen Filialgemeinden weckten Kapuziner-Patres durch Predigten in den Sonntagsgottesdiensten die Verantwortung der Gläubigen für die Missionstätigkeit der Kirche. Schon sehr früh gründeten die Diözesen besondere Missionsgesellschaften, um den Sendungsauftrag Christi in der Welt ausführen zu können. Der Franziskus-Xaverius-Missionsverein, später Päpstliches Werk der Glaubensverbreitung genannt, mühte sich, das Interesse für die Missionierung der nichtchristlichen Völker bei den Gläubigen wach zu halten, sie um das Gebet für die Mission zu bitten und ihre Gaben den Missionaren zuzuführen. Mitgliedsbeiträge, Missionskalender, besondere Spenden und Kollekten, das Dreikönigssingen, wie es heute von den Sternsingern weitergeführt wird, förderten den Missionsgedanken und seine Verwirklichung. In der Pfarrei wurde der „Kindheit-Jesu-Verein“ gegründet, um schon die Kinder in kindgemäßer Weise für die Arbeit der Mission und Diaspora zu interessieren. Sie wurden zum täglichen Gebet für die Kinder in der Mission und für die in der Diaspora zu einem kleinen Opfer von 10 Pfennig im Monat aufgefordert.
Nach Verhandlungen zwischen Pfarrer Wäldele und der Generaloberin M. Damien von der Kongregation der „Schwestern vom Allerheiligsten Heiland“ in Oberbronn im Elsaß kamen am 11. September 1894 zwei Ordensschwestern hierher, um die Pflege alter und kranker Menschen in Hemsbach und Sulzbach zu übernehmen. Die beiden Schwestern Perpetua und Melvida wohnten anfangs im Haus des Kirchenrechners Schäfer an der Landstraße. 1895 übernahmen die Schwestern auch die Krankenpflege in Laudenbach. Zur Finanzierung der ambulanten Krankenpflege in den drei Ortschaften wurde ein Krankenschwesternverein gegründet.
Der Kreuzbergverein ließ 1896 die Aukapelle, die am Wallfahrtsweg zum
Kreuzberg stand, renovieren und das Wandbild der Kapelle „Christus am
Ölberg“ restaurieren. Im Jahre 1896 wurde auch der Katholische Arbeiter-Verein
gegründet. (Der Verein trägt heute den Namen Katholische Arbeitnehmer-Bewegung
(KAB) Hemsbach.) Über die Gründung dieses echten Standesvereins berichtet
die Pfarrchronik: „Am Fronleichnamsfest, dem 4. Juni, wurde von jungen
Leuten, welche aus dem Turnverein ausgetreten waren, beim Pfarrer der Antrag
gestellt, einen Jünglingsverein zu gründen. Dieser Gedanke wurde indes
fallengelassen und dafür ein katholischer Arbeiterverein in Aussicht genommen.
Der Pfarrer ließ darauf die Zahl der katholischen Arbeiter in der Pfarrei
feststellen. Es ergab sich folgendes Resultat: Hemsbach 71, Sulzbach 51, Laudenbach
ca. 100 Arbeiter und Tagelöhnern, Maurern und Bahnarbeitern. Nach den nötigen
Vorverhandlungen wurde dann der Verein definitiv am Fest der beiden Apostelfürsten
Petrus und Paulus (29. Juni 1896) mit 52 Mitgliedern gegründet. Als Beitrag
wurden 10 Pfennig pro Monat bestimmt. Die Vereinsfahne, die 1905 geweiht wurde
und heute noch erhalten ist, trägt das Bild des heiligen Josef, des Arbeiters.
1936 fiel auch dieser Verein dem nationalsozialistischen Verbot katholischer
Vereine zum Opfer.
Im Land Baden blieben Regierung und Großherzog bei den staatskirchenrechtlichen Grundlagen von 1860. Im Unterschied zu den großen kämpferischen Auseinandersetzungen der 80er Jahre, als angesichts der sich verstärkenden Geschlossenheit des badischen Katholizismus berechtigte Hoffnungen auf Verbesserungen der kirchenpolitischen Situation gehegt werden konnten, rückten um die Jahrhundertwende die organisatorischen und verbandlichen Elemente des Katholizismus in den Vordergrund. In der Wahl von Erzbischof Thomas Nörber (1898-1920) erblickte die Regierung einen Erfolg ihrer Kirchenpolitik. Sie glaubte, der Erzbischof würde größere Konzessionsbereitschaft zeigen. Recht bald musste sie jedoch erfahren, dass sich auch der Oberhirte mit der für die katholische Kirche in Baden unbefriedigenden Rechtslage nicht abfinden wollte. Erzbischof Nörber erreichte wesentliche Zugeständnisse der Regierung; so zum Beispiel die Zulassung einer begrenzten Zahl von Männerklöstern und eine Revision des Stiftungsgesetzes, wodurch die Annahme von Stiftungen durch die Kirche wieder möglich wurde. Die letztgenannte Revision war für die hiesige Pfarrei von großer Wichtigkeit. Durch sie war die Annahme von Stiftungen für den Bau eines Schwesternhauses und Kindergartens ermöglicht worden. Weitere Forderungen der Kirche, wie die Revision des badischen Schulgesetzes, drangen nicht durch. Katholische Privatschulen im Land wurden nicht zugelassen, die Simultanschule blieb bestehen. In den Schulen war jedoch der Religionsunterricht gewährleistet, und die konfessionell geprägte Lehrerausbildung blieb gesichert.
1899 wurde ein Priester zum Pfarrkuraten von Hemsbach berufen, der nicht nur ein guter Seelsorger der ihm anvertrauten Gemeinde war, sondern sich auch den sozialen Forderungen seiner Zeit gegenüber offen zeigte. Mit viel Energie und einer bewundernswerten Bereitschaft zur Übernahme von Risiken betrieb er die Gründung von Einrichtungen, die noch heute in unsere Stadt segensreich wirken. Dieser Mann war der 1892 zum Priester geweihte Kurat Viktor Barth. Wie schon sein Vorgänger, Pfarrer Joseph Wäldele, setzte er sich für den Bau eines Kindergartens und Schwesternhauses ein. Durch eine Stiftung der Frau des Freiburger Erzbischöflichen Kanzleidirektors und Offizialrats Dr. Heinrich Maas (er stammte aus Hemsbach und war vom jüdischen zum katholischen Glauben übergetreten) war der Bau eines neuen Kindergartens an der Landstraße möglich geworden. Diese große Stiftung und mehrere kleine Stiftungen ermöglichten darüber hinaus den Ausbau des Hauses zum katholischen Schwesternhaus.
Die Geschichte der Stiftungen an die Kirche zeigt ihre segensreichen Auswirkungen für das Dorf. Stiftungen sind nie nur eine Vermögensvergrößerung der Pfarrei, sondern immer auch eine Bereicherung der Dorfgemeinde als Grundlage für mögliche soziale, religiöse und kulturelle Aktivitäten zum Wohle aller. Im Herbst 1901 konnte der Kindergarten eingeweiht werden. Die Ordensschwestern zogen im Frühjahr 1902 in das neue Schwesternhaus. Schwester Sarbelia, die als dritte Ordensschwester hierher kam, erhielt am 10. Oktober 1902 die ministerielle Bestätigung, den Kindergarten leiten zu dürfen.
Für die Katholiken in Sulzbach ging am 1. Juni 1928 ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung. Nach Umbauten am Anwesen des 1927 verstorbenen langjährigen Kirchenstiftungsrates Philipp Zörn in der Hintergasse wurden dort ein Kindergarten und ein Schwesternhaus eröffnet. Der an der Landstraße (B 3) in Hemsbach gelegene Kindergarten musste infolge der Verkehrsverhältnisse 1966 aufgegeben werden.
1902 wurde im Gewann Straßenäcker der neue Friedhof eröffnet. Der alte Kirchhof bei der St. Laurentius-Kirche, der jahrhundertelang als Begräbnisstätte für die Hemsbacher und Sulzbacher Christen gedient hatte, wurde geschlossen. Einige Grabsteine vom alten Kirchhof sind noch erhalten. Das älteste Grabdenkmal – der Familie des wormsischen Hof- und Regierungsrates Bernhard Olinger – stammt aus dem Jahre 1689.
Am 5. August 1902 verließ Pfarrkurat Viktor Barth Hemsbach und folgte dem Ruf seines Erzbischofs als Stadtpfarrer nach Wertheim. Während seiner Amtszeit war erreicht worden, dass die Kapelle in Sulzbach als Eigentum der Katholischen Kirche in das Grundbuch eingetragen wurde. Als neuer Pfarrer wurde am 7. Februar 1903 August Hofmann eingeführt. Das zahlenmäßige Verhältnis der Konfessionen in den drei Ortschaften Hemsbach, Sulzbach, Laudenbach gestaltete sich damals so: Katholiken 2265, Protestanten 2593 und 104 Juden. Um das Jahr 1900 berichten die Jahresstatistiken der Pfarrchronik nicht nur von Einwohnerzahlen und konfessioneller Zusammensetzung der Bevölkerung, sondern auch von der „hohen Bedeutung der Sakramente“. Täuflinge, Erstkommunikanten und Firmlinge werden besonders erwähnt. Jedes neugeborene Kind wurde innerhalb von drei Tagen in der Kirche getauft. Auch über die Spendung der heiligen Firmung finden wir in der Chronik manche Hinweise. Das Alter, in dem die Kinder dieses Sakrament empfingen, lag im Durchschnitt zwischen 13 und 17 Jahren. Es kam selten vor, dass in der hiesigen Kirche gefirmt wurde. In der Regel wurde alle vier Jahre in der Weinheimer Pfarrkirche durch einen Weihbischof das Sakrament der Firmung gespendet.
Im Jahre 1898 war eine katholische „Lesebibliothek“ eröffnet worden, die einen Bestand von rund 800 Büchern hatte. Das Bedürfnis, Bücher zu lesen, war in einer vorwiegend bäuerlichen Gemeinde gering. Es galt als nahezu verwerflich, statt zu arbeiten, Bücher zu lesen. Trotzdem wuchs das Interesse am Lesen vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Da es in der Schule keine Bücherei gab, eröffnete im Dezember 1904 Pfarrer August Hofmann eine Pfarrbibliothek und gründete den hiesigen Borromäus-Verein.
Die Mesnerstellen in Hemsbach und Laudenbach wurden am 1. Januar 1905 neu besetzt. Lorenz Häußler übernahm die hiesige Stelle von seinem Vater Johann Häußler, der dieses Amt seit 1875 innehatte, und in Laudenbach wurde Karl Friedrich Hohrein anstelle des seit 1861 amtierenden Jonas Fink dortiger Mesner. In der Laurentius-Kirche führten nach dem 2. Weltkrieg die beiden Töchter des Mesners Lorenz Häußler (gestorben am 4. Januar 1971), Corsina und Maria, das Amt des Vaters gewissenhaft und treu weiter. Als Maria Häußler 1983 krankheitshalber aus dem Mesnerdienst ausschied, waren 108 Jahre vergangen, in denen Angehörige ihrer Familie in großer Opferbereitschaft, Pflichterfüllung und Liebe das Mesneramt versehen hatten. In der Bartholomäuskirche in Laudenbach übernahm 1949 Friedrich Hohrein von seinem Vater die dortige Mesnerstelle.
Das Dekanat wählte Pfarrer August Hofmann im Jahre 1918 zum Kämmerer des Kapitels Weinheim. Der Hemsbacher Pfarrer war nicht nur in kirchlichen, sondern auch weltlichen Kreisen sehr beliebt. So nannte ihn der Weinheimer Amtsvorsteher „einen der sympathischsten katholischen Geistlichen des Amtsbezirks“. 1920 wurde Pfarrer Hofmann zum Pfarrer von Ebnet bei Freiburg ernannt. Sein Nachfolger wurde Pfarrer Paul Richard Ludwig.
Mit dem Jahre 1918 endete mit dem Zweiten Reich auch das System der Staatskirchenhoheit. Die Überwindung der Revolution durch die Weimarer Nationalversammlung und für Baden durch die verfassungsgebende Versammlung mündete in eine grundsätzliche Verfassungsregelung des Verhältnisses von Staat und Kirche. Die Kirchen wurden als Körperschaften des öffentlichen Rechts anerkannt und konnten von nun an ihre Angelegenheiten im Rahmen der geltenden Gesetze frei und unabhängig regeln.
Auf der Grundlage der Verfassung konnte im Erzbistum Freiburg die Kirchenpolitik emotionsfreier als früher betrieben werden; auch kulturpolitische Vorstellungen, die jetzt deutlicher hervortraten, waren leichter realisierbar. In den Mittelpunkt rückte mehr und mehr das Problem des Konkordates zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Land Baden. Trotz der grundsätzlichen, in der Verfassung verankerten Regelung des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche war der Kirche daran gelegen, ein ganzes Bündel von offenen Fragen vertragsrechtlich zu klären, zum Beispiel die Beziehungen zwischen Bischof und Staatsautorität und den Theologischen Fakultäten an den staatlichen Universitäten, Fragen der Ausbildung der Theologen, Sicherung des Religionsunterrichts an den staatlichen Schulen sowie vermögensrechtliche Angelegenheiten.
Nach der Ratifizierung des preußischen Konkordats 1929, kam es erst 1932 zwischen der badischen Regierung und der römischen Kurie bzw. dem neuen sehr engagierten Oberhirten, Erzbischof Konrad Gröber (1931-1948), zu abschließenden Konkordatsverhandlungen. Die Ratifizierungsprozedur im badischen Landtag verlief unter dramatischen Umständen – bereits im Zeichen der nationalsozialistischen Machtergreifung.
Im Mai 1927 feierte die Erzdiözese Freiburg ihr 100jähriges Diözesanjubiläum. Aus diesem Anlass kam am Sonntag vor dem eigentlichen Festtag in allen Kirchen ein Hirtenschreiben des Erzbischofs Carl Fritz zur Verlesung, in dem der Oberhirte die Gläubigen um das Gebet für Priester und Priesterberufe bat. Am Jubiläumsfesttag, dem 15. Mai 1927, zelebrierte Pfarrer Ludwig, in Anwesenheit der weltlichen und kirchlichen Honoratioren der Gemeinde, ein feierliches Hochamt. In seiner Festpredigt gedachte der Pfarrer der verstorbenen Seelsorger der Pfarrei und würdigte die segensreiche Arbeit der zahlreichen Priester und Ordensfrauen, die aus der Gemeinde stammten. Das Hochamt und die Vesper am Nachmittag wurden umrahmt von den Gesängen des Cäcilienvereins unter Leitung des Dirigenten Albert Wind, Vater des heutigen Chorleiters.
Die weltliche Feier des Diözesanjubiläums fand am 29. Mai 1927, in Verbindung mit dem 50jährigen Stiftungsfest des Cäcilienvereins Hemsbach, statt. Ehrengast und Festredner dieser Veranstaltung, die im Gasthaus „Zum Roten Kreuz“ stattfand, war Pfarrer Dr. Hermann Lauer aus Donaueschingen, der Sohn des Vereinsgründers und ehemaligen Hauptlehrers Heinrich Lauer.
Seit 1929 erfasste man die katholische Schuljugend in Jungschargruppen. Zu den Gruppenstunden traf man sich im Pfarr- und Schwesternhaus. 1937 wurden diese Gruppen verboten. Nach dem Krieg fanden die Gruppen in der neugeschaffenen Form der Pfarrjugend ihre Fortsetzung.
Am 1. Februar 1929 erfolgte in der Erzdiözese eine Neueinteilung der Dekanate. Das Kapitel Weinheim wurde aufgelöst und zum großen Teil dem Kapitel Heidelberg zugeordnet. Die Pfarrei Hemsbach und weitere 30 Pfarreien wurden dem Dekan des Kapitels Heidelberg unterstellt. Pfarrer Paul Richard Ludwig übernahm am 1. Oktober 1930 nach 10jähriger Tätigkeit in Hemsbach die Pfarrstelle Nieder-Schopfheim im Dekanat Offenburg. Nachfolger von Pfarrer Ludwig wurde Franz Adolf Machleid.
Am 15. Oktober 1930 wurde Pfarrer Machleid in der Kirche feierlich begrüßt. Seine ersten Eindrücke hielt er wenige Tage nach seiner Amtseinführung in der Pfarrchronik fest: „ .....die Laurentiuskirche lag da in ihrem armseligen Gewand, die dürftigen Klänge der Orgel versuchten den Raum zu erfüllen. Frisch klang das Lied der Gemeinde- „Ein Haus voll Glorie schauet“ - , die frischen Stimmen rissen mit und man konnte jenes geistige „Haus voll Glorie“ erleben, das Christus der Majestät Gottes erbaut aus lebendigen, auserlesenen Steinen. Draußen legte die Abendsonne ihre goldenen Strahlen auf Kirche und Kirchhof. Sie deckte rücksichtslos die niederdrückende Armseligkeit dieser Stätte auf. Der ehemalige Friedhof lag verwahrlost da, die Kirche war umwuchert von Pflanzenwuchs.“ Am Sonntag, dem 19. Oktober, feierte der neue Pfarrer sein erstes Hochamt in der Kirche. Er schreibt – in ironischer Anspielung auf den schlechten Zustand der Kirche: „Terribilis est locus iste, so steht groß gemalt an der Decke zur Empore hinter der Orgel – wie furchtbar ist dieser Ort“.
1931, so berichtet die Pfarrchronik, trat zum erstenmal ein Paramentenverein zusammen, der sich um die Kirchenwäsche und kirchlichen Gewänder kümmerte. Noch heute zeugen Priestergewänder und Altardecken vom Fleiß dieser Gemeinschaft.
„In den katholischen Vereinen herrscht reges Leben. Pfarrer und Kaplan widmen sich mit großem Eifer der Vereinsarbeit“. Mit dieser Notiz und dem Eintrag von Pfarrer Machleid, dass am Silvesterabend 1931 der Jahresschlussgottesdienst gut besucht war, enden die Aufzeichnungen in der Chronik. Im September 1961 versuchte sein Nachfolger, Pfarrer Anton Link, die wichtigsten Ereignisse in der Geschichte aus den Jahren 1931 bis 1961 nachzutragen. So findet besondere Erwähnung, dass Pfarrer Machleid nach seiner Amtseinführung die Notwendigkeit erkannt hatte, möglichst rasch die Besitzverhältnisse der Kirchen in Hemsbach und Laudenbach zu regeln. Als wichtigste Entscheidung der 30er Jahre darf man die Aufhebung des Simultaneums bezeichnen.
Nach 280 Jahren der gemeinsamen Kirchenbenutzung in Laudenbach kam es am 30. November 1933 zwischen den beiden christlichen Konfessionen zu einem Vertrag, der festlegte, dass die Kirche in den Alleinbesitz der evangelischen Kirchengemeinde übergeht, die sich ihrerseits verpflichtete, der katholischen Kirchengemeinde eine Ablösungssumme zu zahlen. Mit diesem Betrag und den bereits gesammelten Geldern des Laudenbacher Kirchenbauvereins konnte am 18. September 1934 mit dem Neubau einer katholischen Kirche begonnen werden.
In Hemsbach wurde am 18. März 1936 zwischen den beiden Konfessionen ein Ablösevertrag über die Simultankirche und damit über die Aufhebung des Simultaneums geschlossen. Nach der Aufhebung des Simultaneums wurde die St. Laurentius-Kirche im Jahre 1936 gründlich renoviert. Für die Kirche wurde ein neues Glockengeläute angeschafft. Die evangelische Kirchengemeinde baute in den Jahren 1935/36 im Gewann „Elfmorgen“ die Christuskirche. Pfarrer Adolf Machleid sowie den evangelischen Geistlichen Pfarrer Erwin Schenk von Laudenbach und Pfarrer Karl Heinrich Oberacker von Hemsbach kommt das große Verdienst zu, dass die Aufhebung des Simultaneums „in aufrichtiger Herzlichkeit und christlicher Brüderlichkeit“, wie es Pfarrer Oberacker nannte, beschlossen wurde.
In den seit dem Dreißigjährigen Krieg wohl schwersten Jahren der Pfarrei hat Pfarrer Machleid ihr vorgestanden; es war dies die harte Zeit der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft. Immer mehr wurde das kirchliche Leben in die Sakristei gedrängt. Die vielfältige kirchliche Vereins- und Verbandstätigkeit und auch die Aktivitäten von Vereinigungen, die der Kirche nahestanden, wurden durch die neuen Machthaber entweder verboten oder eingeschränkt und nach und nach über lange Jahrzehnte fruchtbares Feld brachgelegt, Kinder und Jugendliche wurden gegen den Willen der Eltern beeinflusst und aufgehetzt. In der Schule wurde das Morgengebet und ab 1938 der Religionsunterricht abgeschafft. Als Ersatz führte man „religiöse Morgenfeiern“ ein; die Hochfeste des Kirchenjahres wurden ihres christlichen Sinnes entkleidet.
Ein Höhepunkt im kirchlichen Abwehrkampf war die scharfe Enzyklika „Mit brennender Sorge“ des Papstes Pius XI. vom 14. März 1937. Wie in allen Kirchen, so wurde sie auch hier verlesen. Die Nationalsozialisten reagierten mit hasserfüllten Maßnahmen. Aus den öffentlichen „Tischgesprächen“ Hitlers geht hervor, dass er nun trotz des scheinheiligen Konkordates mit dem Heiligen Stuhl die Vernichtung der Kirche längst geplant hatte. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges hinderte die Machthaber keineswegs, von ihrem frevelhaften Werke abzusehen. Im Gegenteil; nun wurden die Wallfahrten und Prozessionen verboten, zu Gottesdienstzeiten „Antreten“ befohlen, die Glocken von den Kirchtürmen geholt, der Priester- und Ordensnachwuchs behindert. Das massive Vorgehen der „braunen Machthaber“ führte in der Pfarrgemeinde zu zahlreichen Kirchenaustritten. Es begann die Verfolgung und Ausrottung der Juden; geistig behinderte Menschen wurden deportiert und umgebracht. Auch Hemsbacher Juden und Christen wurden ermordet. Das furchtbare Ende des Krieges war das zwangsläufige Ergebnis solchen nie dagewesenen Wahnsinns. Auch unsere Pfarrei wurde nicht verschont. Als am 27. März 1945 die Kriegsfurie über Hemsbach raste, wurde die Pfarrkirche geschossen. Schon 1944 hatte eine Fliegerbombe einen Teil der Kirchenfenster zerstört und Schaden am Pfarrhaus angerichtet.
Am 22. Juni 1944 war Pfarrer Machleid nach Forbach versetzt worden. Zu seinem Nachfolger ernannte Erzbischof Gröber den Kaplan Anton Link von der St. Raphael-Pfarrei Heidelberg. Im Jahre 1961 hat Pfarrer Anton Link, der zwischenzeitlich Pfarrer von Neudenau wurde, die Pfarrchronik nachträglich ergänzt: „In den Nachkriegsjahren ging man daran, die Pfarrseelsorge, die Arbeit in der Mannes- und Frauenjugend, im Männerwerk und Mütterverein wieder aufzubauen. Die Vereine und Organisationen fingen an, sich den vielfältigen Aufgaben in der Pfarrei anzunehmen. Eine dieser Hauptaufgaben war die Betreuung der Heimatvertriebenen, die im Laufe des Jahres 1946 aus dem Sudetenland und aus Ungarn hierher kamen. Mit der Währungsreform am 20. Juni 1948 ging das Wirtschaftsleben aufwärts. Fleiß und Arbeitswille führten dazu, dass in den folgenden Jahren neue Siedlungen und Straßen in der Ortschaft gebaut werden konnten. Die wirtschaftlichen Verhältnisse ermöglichten der Pfarrgemeinde im Jahre 1949 den Ausbau der Pfarrscheuer zu einem Jugendheim mit Pfarrsaal. 1952 war es möglich geworden, das Pfarrhaus gründlich zu renovieren. Der Ruf nach Kirchenglocken wurde immer lauter, 1953 konnten vier neue Kirchenglocken angeschafft werden. In der Filialgemeinde Sulzbach begann man mit den Arbeiten zum Neubau einer Kirche. Am 6. November 1955 weihte dort Bischof Olbert die neue Marienkirche ein. Im Jahre 1956 wurde die Hemsbacher St.-Laurentius-Kirche renoviert und 1958 konnten die Kirchentreppen erneuert werden.
Einen ganz besonderen Höhepunkt erlebte die Pfarrgemeinde am 26. Mai 1958 mit dem Primiztag des Neupriesters Alwin Renker“. Er wurde am 17. September 1931 in Hemsbach als Sohn der Eheleute Hermann Renker und Gerda geborene Kronauer geboren. Heute ist Prof. Dr. Alwin Renker Direktor des Instituts für Religionspädagogik in Freiburg.
Weiter schreibt Pfarrer Link in der Pfarrchronik: „In der Fastenzeit 1959 war in allen Pfarreien an der Bergstraße eine große Gebetsmission, an der sich die Gläubigen eifrig beteiligten. Im kirchlichen Amtsblatt der Erzdiözese waren im Februar 1959 über vierzig neue Pfarrstellen ausgeschrieben. Kurz entschlossen habe ich mich um die Pfarrei Neudenau an der Jagst beworben. Der H.H. Erzbischof hat mir mit Wirkung vom 21. März 1959 die dortige Pfarrstelle verliehen. Für die Pfarrgemeinde Hemsbach-Sulzbach kam mein Wechsel nicht überraschend – immer wieder habe ich gesagt: Wenn`s bei einem Pfarrer auf das 50ste Lebensjahr zugeht, wechselt er noch einmal die Pfarrei-. Am 5. April 1959 habe ich die Pfarrgemeinde verlassen. Zu meinem Nachfolger in Hemsbach wurde Pfarrverweser Josef Sturm ernannt“. Pfarrverweser Josef Sturm verwaltete die Pfarrei bis zum 17. Oktober 1959. Er bemühte sich um die Anschaffung neuer Orgeln für die Kirchen in Hemsbach und Sulzbach. Dank seiner Initiative konnten im August 1960 in beiden Kirchen neue Orgeln eingeweiht werden.