Die erste urkundliche Erwähnung einer "ecclesia in Hemmeginsbach" finden wir im Jahre 1238 in einer Bulle des Papstes Gregor IX., in der er das Kloster Lorsch in seinen Schutz nimmt und alle seine Güter und Besitzungen bestätigt. Die Hemsbacher Kirche hatte zu dieser Zeit in etwa die Bedeutung einer Pfarrkirche. Eine ältere Vorgängerin, eine Eigenkirche des Klosters Lorsch, darf spätestens für die Zeit um 950 vermutet werden.
Im 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts bestimmten die Landesherren die christliche
Konfession der Menschen in ihrem Besitztum nach ihrer eigenen religiösen
Ausrichtung. Die Einführung der Reformation in der Kurpfalz brachte
einschneidende Veränderungen in den Besitzverhältnissen der Kirche
und der Kirchengüter, die besondere Beachtung und Erwähnung verdienen.
Ein halbes Jahr nach dem Wittenberger Thesenanschlag von 1517 war Martin Luther
von dem Pfälzer Kurfürsten Ludwig V. (1508-1544) in Heidelberg empfangen
worden. Der Kurfürst war in der folgenden Zeit der Reformation nicht ungünstig
gesonnt. Unter seinem Nachfolger Friedrich II. (1544-1556) fand die Reformation
in Heidelberg und anderen Teilen der Pfalz Eingang. Kurfürst Ottheinrich
(1556-1559), der ein Anhänger der lutherischen Lehre war, versuchte mit
gesetzlicher Strenge die lutherische Konfession in der Pfalz einzuführen.
Unter Kurfürst Friedrich III. (1559-1578) musste dann die Kurpfalz den
Calvinismus annehmen. Die lutherischen Pfarrer wurden abgesetzt, soweit sie
sich nicht zum reformierten Glauben bekannten.
Am 30. August 1573 wurde durch die Kurpfalz David Wängler als erster
reformierter Pfarrer in Hemsbach eingeführt. Mit ihm beginnt die Geschichte
der protestantischen Pfarrei Hemsbach. Die Überlieferungen aus der
Zeit des ständigen Konfessionswechsels sind mit manchen Härten belastet,
die uns heutigen Menschen weitgehend unbegreiflich erscheinen.
Zu einer 1618 beantragten Kirchenerweiterung kam es nicht mehr; der 30-jährige
Krieg brach aus. Not und Elend kamen über die hiesige Bevölkerung.
Die Kirche wurde ein Raub der Flammen; sie brannte bis auf die Grundmauern
nieder. Nach der Zerstörung der Kirche fand der reformierte Gottesdienst
im "Bein- oder Kirchenhäuslein" statt, aus welchem "die
Todtenbein außgeworffen worden waren". Die kleine katholische Gemeinde
traf sich zunächst zur Feier der heiligen Messe in der Kapelle im Turm
der Hemsbacher Burg, die heute noch zu sehen ist.
Die politischen Ereignisse, welche den 30-jährigen Krieg auslösten, beeinflussten auch die kurpfälzische Kirchenpolitik. Der Einfluss der reformierten Kirche ging Anfang der 20er Jahre des 17. Jahrhunderts zu Ende. Nachdem die Kurpfalz - nach Ächtung des Winterkönigs, Kurfürst Friedrich V. - von kaiserlichen Truppen besetzt worden war, wurde nach und nach versucht, das katholische Bekenntnis wieder einzuführen. 1624 übernahmen deshalb Missionare aus dem Jesuitenorden die Seelsorge in der hiesigen Pfarrei.
Im Jahre 1630 wurden die Jesuiten von Kapuzinern, die die Seelsorge an der Bergstraße und im ganzen vorderen Odenwald wahrnahmen, abgelöst. Bedingt durch den Mangel an weltgeistlichen Seelsorgern gab der Erzbischof Anselm Casimir Wamboldt von Umstadt von Mainz (1629-1547) diesen Kapuziner-Mönchen den Auftrag dazu. Alle Patres unterstanden dem Oberen des Klosters Bensheim. Nicht nur in der Seelsorge wirkten die Kapuziner segensreich, sondern sie halfen tatkräftig immer wieder den ihnen anvertrauten Gläubigen in den Tagen der Krankheit. So finden wie sie eifrig in der Pflege der Pestkranken, als die Seuche in den Jahren 1666 und 1667 fast überall wütete.
Als im Jahre 1648 der 30-jährige Krieg zu Ende ging, schlossen die kriegsführenden Parteien zu Münster und Osnabrück den sogenannten Westfälischen Frieden. Für die Pfalz legte der Friedensvertrag fest, dass die Religionsausübung so wiederhergestellt wird, wie sie im Jahre 1618 gewesen ist. Die durch den mehrmaligen Religionswechsel entstandene Situation in unserem Raume veranlasste den Erzbischof von Mainz und den Kurfürsten von der Pfalz, alle strittigen Punkte im Jahre 1650 im Bergsträßer Rezess (Vereinbarung - Vergleich) zu regeln. Nicht einigen konnte man sich über das Patronatsrecht (Pfarrstellenbesetzung) der beiden Pfarreien Hemsbach und Laudenbach. Dem Anspruch des Erzbischofs von Mainz widersetzte sich der Pfälzer Kurfürst und schickte in die von Kapuziner-Patres betreuten Pfarreien zwei reformierte Prediger. In die Streitigkeiten um die Religionsausübung und um das Patronatsrecht in den beiden Ortschaften mischte sich auch der Fürstbischof von Worms ein, der als Dorfherr die getroffenen Regelungen und Bestimmungen nicht anerkannte. |
Quelle: Kühner, Hemsbach 2001. |
Fest stand, dass der Erzbischof von Mainz als Patronatsinhaber keine Entscheidung
über die Religionsausübung in den beiden Orten treffen konnte, da
dies reichsgesetzlich dem Landesherrn zustand. Angesichts dieser Sachlage versuchte
der Erzbischof mit dem Kurfürsten eine Abmachung zu treffen, die eine Religionsausübung
regelte. Vor dem Wiederaufbau der St. Laurentius-Kirche am 5. Juli 1653 kam
es zu den später sehr umstrittenen Vereinbarungen zwischen dem Pfalzgrafen
Karl Ludwig (1649-1680) und dem Mainzer Erzbischof und Kurfürsten Johann
Philipp von Schönborn (1647-1673) in Regensburg. Das Simultaneum
wurde in Hemsbach und Laudenbach eingeführt. Es war die erste vertragliche
Vereinbarung in Deutschland, die eine gemeinsame Kirchenbenutzung festlegte.
1656 wurde mit dem Wiederaufbau der im 30-jährigen Krieg zerstörten
Kirche begonnen. Die Grundmauern waren durch Feuer und Witterung unbrauchbar
geworden und mussten neu aufgemauert werden. Auf Veranlassung des Wormser Amtmanns
Johann Niedermeyer von Hohenstamm (1664-1676) erhielt die Kirche 1670 einen
neuen Hochaltar.