Die Mönche des Mittelalters waren gewissenhafte Hüter unserer Erinnerung.
Das Kloster Lorsch galt als Zentrum des Wissens und gehört heute zum Weltkulturerbe
der UNESCO.
Mit der Bezeichnung "Lorscher Codex" ist ein Urkundenband gemeint,
in dem 3825 frühere Urkunden etwa während der Jahre 1170 bis 1195
handschriftlich zusammengefasst worden sind und der heute im Bayerischen Hauptstaatsarchiv
in München aufbewahrt wird. Vermutlich stammte der Lorscher Mönch
und Kustos Gerung, der Verfasser des "Chronicons", aus Hemsbach.
Die besondere Verehrung des heiligen Kreuzes, die das Kloster Lorsch schon in den Anfängen seines Bestehens pflegte, und die Verehrung des heiligen Erzengels Michael übertrugen sich auch auf Hemsbach. Auf dem "Heiligen Berge" zwischen Hemsbach und Laudenbach, dem späteren Kreuzberg, wurde eine St. Michaels-Kapelle errichtet. Quelle Bild: www.kloster-lorsch.de |
![]() |
Bis zum 10./11. Jahrhundert war die alte Heppenheimer Mark kirchlich in zwei
Teile gegliedert: Bensheim und Heppenheim mit den dazugehörigen Filialen
- unter anderen Hemsbach - gehörten zur Mainzer Diözese, das Weschnitztal
und Wald-Michelbach waren Worms zugeteilt.
Der Bau eines sogenannten Mönchshofes in Hemsbach fällt in den Zeitabschnitt, in dem die Lorscher Äbte bestrebt waren, ihren Besitz an der Bergstraße auszubauen und zu sichern. In der hiesigen Klosterniederlassung fanden nicht nur Chorgebete und fromme Übungen statt, sondern die Mönche legten - wie überall an den Stätten ihres Wirkens - Äcker, Gärten und Weinberge an, betrieben Landwirtschaft und entwickelten besonders die Viehzucht. Erhebliche Schenkungen von Grundstücken und Hofstätten, die im Urkundenbuch des Klosters verzeichnet sind, vermehrten den hiesigen Besitz. Die fruchtbaren Getreideäcker und die hervorragenden Weinbergslagen erbrachten reiche Zehnterträge. Das Kloster konnte die Grundstücke nicht selbst bebauen. Es verlieh sie gegen Naturalabgaben an die Bauern. Zum Zwecke der Verwaltung und zur Aufbewahrung des Zehnten an Wein und Getreide ließ das Kloster in Hemsbach einen Klosterhof mit weiträumigen Scheunen und tiefen Kellern errichten, den Mönchshof. Um in den vollen Genuß zu kommen, bestellte Lorsch für die Verwaltung des Wirtschaftshofes einen "Mönchhofmann". Aus Zusammenstellungen der Zinserträge erfahren wir, dass 56 Hemsbacher Hofstätten dem Kloster Zinsen zahlen mussten. Nach diesen Aufstellungen über Zinsen und Abgaben muss das dem Kloster zugehörige Hemsbach ein für die damalige Zeit beachtliches Dorf gewesen sein.
Um 1200 musste der Priester von Hemsbach jährlich dem Kämmerer von Lorsch den Betrag von 14 Unzen, 11 Pfennig und 1 Batzen für Wiesen, Äcker, Weinberge und Hofstatt abführen. Mit dieser Beurkundung und dem weiteren Hinweis, dass dem Priester der Weinberg "Steinbrunnen" gehörte, ist nachgewiesen, dass schon lange vor 1238, der ersten urkundlichen Erwähnung einer Hemsbacher Kirche, ein Priester in der Ortschaft wohnte. Quelle: |
![]() |
Eine letzte Blütezeit erlebten die Lorscher Benediktiner in den Tagen Kaiser
Friedrich Barbarossas unter dem Abt Heinrich (1151-1167). Im Jahre 1228 wird
die Fürstabtei zur Verwaltung und Umbildung dem Erzbischof Siegfried II.
von Mainz übertragen. Vier Jahre später wird das Lorscher Fürstentum
als Reichsgut Kaiser Friedrich II. geschenkt. An die Stelle der Benediktiner
traten zunächst Zisterzienser aus dem Kloster Eberbach im Rheingau und
1245 Prämonstratenser aus Allerheiligen im Schwarzwald. Für Hemsbach
endete damit der beherrschende Einfluss der Fürstabtei, an die Stelle von
Lorsch tritt die Pfalzgrafschaft. Die Beziehungen zu Lorsch hörten
freilich nicht auf. Der beträchtliche Güterbesitz in Hemsbach und
kirchliche Verbindungen bestanden auch künftig und verbanden Hemsbach mit
der Klostergemeinde, die jetzt von einem Probst geleitet wurde.
In den Schreibstuben des Klosters Lorsch entstanden viele Schriften, die heute
als wertvolle Geschichtsquellen dienen. Durch die Einverleibung der Klosterbücherei
in die Heidelberger Bibliothek und die Schenkung Tillys an den Papst wurden
die Klosterschriften vor der Vernichtung bewahrt.