Eine Kirche erzählt ... (Teil 1)


Gut 250 Jahre sind vergangen seit die heutige St. Laurentiuskirche in Hemsbach am 4. April 1751 eingeweiht wurde. Sie steht inzwischen unter Denkmalschutz und ist so zu einem erhaltenswerten Kulturgut geworden, welches das Stadtbild von Hemsbach verschönert und bereichert. Vielen Mitbürgerinnen und Mitbürgern der Stadt und der Pfarrgemeinde ist es ein Herzensanliegen, dieses Kleinod wieder in einen dem Sinn und Zweck würdigen Zustand zu versetzen. Der Bauförderverein St. Laurentius Hemsbach e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, die Renovierung finanziell und ideell zu unterstützen. Die ersten Renovierungsarbeiten sind mittlerweile durch die Innenrenovierung abgeschlossen. Die wechselvolle Geschichte, die diese einstige Simultankirche im Laufe ihrer Geschichte erfahren hat, wollen wir, der Bauförderverein St. Laurentius Hemsbach e.V., einem größeren Leserkreis zugänglich machen. Wir zitieren u.a. aus Karl Hellriegel, Geschichte der katholischen Kirchengemeinde, aus der Dorfheimat und der Heimatbeilage des Hemsbacher Stadtanzeigers.

Frühe Spuren des Christentums (1)

Die Begegnung mit dem Christentum war für den Bergsträßer Raum von schicksalhafter Bedeutung. Der neue Glauben war durch die Römer in diese Gegend gekommen. Doch waren es nach dem Umbruch der Völkerwanderungszeit die Franken, die durch Annahme des Christentums die abendländische Entwicklung weiterführten.

Mit der Bekehrung des Frankenkönigs Clodewig im Jahre 496 setzten sich christliche Glaubensvorstellungen auch auf dem Land durch. Im Verlaufe des 5. und 6. Jahrhunderts begann ein langsamer Christianisierungsprozess, bei dem bewusst an vorhandene heidnische Kultstätten angeknüpft wurde. Solche Kultstätten finden sich vorzugsweise auf Hügeln. Bekannt ist, dass vor allem iroschottische Missionare, die in diesem Raum tätig waren, gerne die alten germanischen Heiligtümer übernommen haben und an die offenen Türme einfach ein hölzernes Kirchenschiff anbauten.

Nach dem Zusammenbruch der römischen Herrschaft waren es bedeutende Bischöfe, die im 6. Jahrhundert den Aufbau der Städte einleiteten und an römisches Erbe anknüpften. Mainz und Worms wurden zu Ausgangspunkten der fränkischen Einwirkung sowie der beginnenden Verbreitung des Christentums. Auf dem Land wurde die römische Siedlungsform - Einzelhöfe und wenige Siedlungen - durch die Dörfer der landnehmenden Franken ersetzt. So geht auch Hemsbach auf zwei oder drei fränkische Hofgruppen zurück.

Eine bedeutende religiöse und kulturelle Rolle fiel dem am 12. Juli 764 gegründeten Kloster Lorsch zu. Die geschichtliche Wirkung Lorschs ist unüberschätzbar: Immunität und Königsschutz, das Patrozinium des römischen Märtyrers Nazarius, Neubau einer Abteikirche, die außerhalb des alten, eng gewordenen Stammsitzes steht. Der Dotation durch den König gehen voraus und folgen unzählige Schenkungen, ein riesiger Streubesitz entwickelt sich von Holland bis zum Oberrhein, die Grundlage für das Aufblühen von Kunst, Literatur und Wissenschaft. Mit dem Frankenreich steigt Lorsch als Reichskloster zu seiner weltgeschichtlichen Bedeutung empor. Gundeland, der zweite Abt des Klosters, stellte das Kloster unter den Schutz und Schirm des Königs Karl (768-814). Im Jahre 773 wurde dem Kloster die Mark Heppenheim übertragen.

Im August 795 wurde auf dem heutigen Kahlberg oder Kapellenhügel bei Weschnitz eine neue Grenze gezogen, in deren Grenzbeschreibung im Gegensatz zur ersten nunmehr auch die innerhalb der Mark liegenden Orte genannt werden. In dieser Urkunde aus dem Lorscher Codex wird Hemsbach bzw. Hemingisbach erstmals genannt.

Schon vor der Gründung des Klosters Lorsch stand in Heppenheim die "Basilica Sancti Petri". Sie wird urkundlich erwähnt und war für die gesamte Heppenheimer Mark die zuständige Pfarr- und Taufkirche. Zu ihrem Pfarrbezirk gehörte als Filiale das Dorf Hemsbach.

Urkunden, die auf die Erbauung einer Kirche in Hemsbach schließen lassen, gibt es nicht. Doch darf angenommen werden, dass das Kloster Lorsch, wie in anderen Orten, wo es große Besitzungen hatte - so zum Beispiel in Wieblingen 950 und Handschuhsheim 1050 - auch hier an dem Platz der heutigen Kirche vor dem Jahre 950 eine Kirche oder Kapelle bauen ließ. Diese Annahme stützt sich auf die Tatsache, dass am 28. Februar 948 ein Kleriker namens Liuther in Hemsbach erwähnt wird. Zwischen ihm und König Otto I. kam es zu einem Gütertausch, der in einer Urkunde (Urkunde 67 Lorscher Codex Reg. 3570) von den Lorscher Benediktinermönchen festgehalten wurde.


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